
Seit Anfang 2020 lebt die Welt mit der Corona-Pandemie. Sie hat die Geschäftsmodelle sehr vieler Unternehmen stark verändert. So wurden beispielsweise Messen abgesagt, wovon das Handwerk stark betroffen ist.
Das ist schlecht, es gibt aber durchaus auch positive Entwicklungen. Viele Firmen entwickelten alternative, häufig überaus erfolgreiche Varianten der Kollaboration und verlegten das Gros der Verwaltungsarbeit ins Homeoffice.
Solche Modelle dürften bestehen bleiben, auch wenn die Pandemie irgendwann vorüber ist und wir nicht mehr mit Maskenpflicht und Kontakteinschränkungen leben müssen.
Obgleich man allerorten seit Oktober 2020 inzwischen die zweite Corona-Welle registriert, hat sich die Situation in den meisten Betrieben inzwischen stabilisiert.
Sukzessive, wenn auch mit einiger Verzögerung, nähern sich die Abläufe und Prozesse wieder dem Niveau vor der Gesundheitskrise an, auch die Produktivität bewegt sich wieder in die richtige Richtung.
Für die Handwerker ist dabei entscheidend, dass Lieferungen wieder wie gewohnt funktionieren, was zwischen März und Juni 2020 nicht unbedingt selbstverständlich war. Damals herrschte in den meisten Kantonen, Städten und Gemeinden nahezu ein vollständiger Lockdown, der von entsprechenden Produktionsrückgängen und unterbrochenen Lieferketten begleitet wurde.
Nein, keinesfalls. Zwar sind nicht nur alle Schweizerinnen und Schweizer, sondern alle Menschen auf der Welt auf die gleiche Weise von Corona betroffen (wahrscheinlich auch Nordkorea, obwohl man dort keine Infektionszahlen publiziert), doch wir leiden sehr unterschiedlich darunter.
Gerade im beruflichen Bereich gibt es signifikante Unterschiede. Die sogenannten systemrelevanten Berufe der Ärztinnen, Ärzte und PflegerInnen haben es zweifellos sehr schwer, werden aber nach Kräften gefördert. Der Staat achtet sorgsam darauf, dass es im sensiblen Bereich des Gesundheitswesens so wenig wie möglich Ausfälle gibt. Ähnlich betrachtet man die Supermärkte, denn die Versorgung mit Lebensmitteln muss gesichert werden.
Andere Einzelhändler und selbstverständlich auch die Handwerker haben es viel schwerer. Dabei sind sie im Grunde ebenso systemrelevant. Wenn nämlich irgendwo ein Rohrbruch zu beheben ist, muss der Sanitärnotdienst schnellstens ausrücken: Ansonsten wird das komplette Haus zu einem sehr feuchten Biotop und mithin unbewohnbar. Also kann es sich der Installateurbetrieb nicht leisten, eine Corona-Pause wegen der akuten Ansteckungsgefahr einzulegen.
Die Schweizer Industrie fährt wieder hoch. Handwerker haben fast komplett durchgearbeitet, Einzelhändler mussten teilweise hohe Umsatzrückgänge hinnehmen, Supermärkte eher nicht, der Onlinehandel boomt wie noch nie, die Hersteller von Haustechnik produzieren bestmöglich (was relevant für die Lieferungen an Handwerker ist) – in vielen Schweizer Behörden jedoch wurden die Serviceleistungen extrem ausgedünnt.
Das Personal arbeitet oft oder sogar überwiegend im Homeoffice, was vernünftig ist. Warum soll die Verwaltung nicht die Vorteile der Digitalisierung nutzen? Niemand muss in einem Büro mit anderen KollegInnen sitzen, wenn es darum geht, akribisch alle Corona-Ansteckungsgefahren zu vermeiden, die Daten aber genauso gut daheim am PC bearbeitet und über das Netz auf den Büroserver geschickt werden können.
Im Ergebnis konstatieren wir leider, dass der Schutz vor Corona in den Verwaltungen einen immensen Stau verursacht, der so schnell nicht abgebaut werden dürfte. Darunter leiden die Wirtschaft und die Gesellschaft enorm. Es stellt sich das fatale Gefühl ein, dass wir vor Corona eben doch nicht alle gleich sind - wir sind mehr oder minder betroffen. Der Verwaltungsstau könnte unter Umständen einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Diesen gilt es mit Einsicht zu verhindern.
Schweizer Handwerker melden seit April 2020 einen Rückgang ihrer Aufträge. Das ist nicht der einzige Schaden durch Corona. Auch die Materialien werden teurer, gleichzeitig sinkt deren Verfügbarkeit. Bestellte Ware kommt oft nur mit erheblicher Verzögerung. Kantonale Bauverbote wurden aus Waadt, dem Tessin und Genf gemeldet, sie sorgen in der gesamten Schweiz für Verunsicherung.
Prekär für die selbstständigen Handwerker ist es in dieser Situation, dass sie keine staatlichen Ansprüche haben. Es gibt noch mehr Auswirkungen der aktuellen Corona-Pandemie. Dazu gehören staatliche Verbote und eine allgemeine Unklarheit darüber, was denn noch erlaubt ist.
Zudem müssen die Handwerker vor Ort beim Kunden höchste Vorsicht wegen der Ansteckungsgefahr walten lassen. Die Arbeiten werden mit Mund-Nasen-Schutz ausgeführt. Viele Kunden zögern mit Aufträgen, weil sie ihrerseits Angst vor Ansteckung haben. Das drückt natürlich auf Auftragslage von Schweizer Handwerkern. Viele der Betriebe, darunter etliche seit Jahrzehnten in Familienbesitz, fürchten nun um die Existenz.
Lieferanten können wegen geschlossener Grenzen nur eingeschränkt die nötigen Materialien liefern. Baumärkte wurden am 16. März 2020 geschlossen, es folgten Online-Bestellungen. Diese kamen vielfach verspätet an. Irgendwann waren dann die Lager leer. Ohnehin lagert ein Handwerksbetrieb nicht alles: Teurere Teile kauft er nur, wenn sie der Kunde anfordert.
Hinzu kommt eine verschlechterte Zahlungsmoral der Kunden. Auf all diese Erschwernisse konnten sich die Handwerker nicht einstellen: Die Pandemie ist ein singuläres Ereignis, mit dem niemand gerechnet hat. Schwierig wird es für Betriebe mit dünner Liquidität. Sie könnten in der Baubranche mit ihren schnellen Erfordernissen unter Umständen nicht überleben.
Sie arbeiten den Auftragsbestand ab und fokussieren vielfach auf Privatkunden, denn in diesem Bereich schmerzt ein einzelner Ausfall wegen des geringeren Volumens nicht so sehr. Dafür gilt es, recht viele solcher Aufträge anzunehmen, was den Marketing- und Verwaltungsaufwand erhöht.
Dennoch blicken solide Firmen inzwischen (Oktober 2020) wieder halbwegs optimistisch in die Zukunft. Das Schweizer Handwerk hat eine sehr alte Tradition und stützt sich auf solide Strukturen. Daher dürfte es auch die gegenwärtige Pandemie überstehen.